Stellungnahme zum Sprachlabor

Stellungnahme des Arbeitskreises und Referats Lehre und Lernen des StuRa zum neuen Sprachlabor

Wir beziehen uns bei dieser Stellungnahme auf den Artikel “Studenten für die Welt wappnen” vom 28.11.2018 und möchten hier darlegen, was aus studentischer Sicht zur Umstrukturierung des Zentralen Sprachlabors anzumerken ist. Am Dienstag, 4.12., wird im StuRa über das Thema berichtet werden; zudem wollen wir in den nächsten Wochen eine Positionierung für den StuRa zu diesem Thema erarbeiten.

1. Momentan gibt es verschiedene Angebote für die Übergreifenden Kompetenzen – teils fachbezogen, teils fakultätsbezogen, teils übergreifend. Gerade einige der fachbezogenen Angebote lassen sich nicht auf andere Fächer übertragen, einige Angebote werden nicht von Studierenden aller Fächer gleich stark nachgefragt und sind stärker auf bestimmte Zielgruppen ausgerichtet.

Wir verstehen nicht, worin das angesprochene Problem unabhängig agierender Institutionen besteht. Sollte es bei diesen (inhaltliche) Überschneidungen im Kursangebot geben, so gilt es erstens zu evaluieren, ob es in den Kursen noch viele freie Plätze gibt oder sie ausgelastet sind, und zweitens die Informationen zu diesen Kursen leichter zugänglich zu machen. Unserer Meinung nach liegt das Problem eher in einem Informationsdefizit, welches jedoch über eine gut strukturierte und übersichtliche Website der Universität gelöst werden kann. Eine gut gestaltete Homepage und ein intensiverer Austausch über Erfahrungen mit verschiedenen ÜK-Formaten würden dagegen bereits innerhalb kurzer Zeit mehr bringen als Diskussionen über Profil, Struktur und Ziele eines neuen zentralen Instituts. Zudem besteht die Gefahr, dass im Rahmen des neu zu gründenden Zentrums Angebote nicht mehr ins Konzept passen und wegfallen würden.

Die Betonung, dass es um das curriculare Angebot geht, beunruhigt uns insofern, als bisher Studierende einige der Angebote besuchen, ohne sie sich anrechnen zu lassen oder auch nur anrechnen lassen zu können. Nicht in allen Studiengängen sind ÜK vorgesehen und nicht in allen sind sie frei wählbar. Das zeugt gerade von dem Interesse der Studierenden und der Attraktivität der ÜK-Angebote, sodass diese nach wie vor kostenlos angeboten werden müssen.

Ein neues Zentralinstitut für Kompetenzkompetenz alleine ist noch kein Gewinn, solange nicht dargelegt wird, was schlecht an einem diversifizierten Angebot ist.

 

2. Wir fragen uns, wer an der neuen Konzeption mitgearbeitet hat. So wurde der StuRa erst über Umstrukturierungen informiert, als bereits ein erster Entwurf im Senat zur Abstimmung eingereicht werden sollte. Gerade am Anfang und im weiteren Verlauf eines so großen Vorhabens muss es im Interesse aller Beteiligten stehen, eine möglichst große Partizipation von allen Seiten zu erreichen. Dies schließt vor allem die Mitarbeiter*innen des ZSL ein, da sie über eine langjährige Expertise in der Sprachenausbildung verfügen. Des Weiteren ist auch der Input von Studierenden eine wichtige Säule, da sie als Rezipienten des Angebots in besonderer Weise von den Veränderungen betroffen sein werden. Angestrebtes Ziel sollte eine breite Partizipation aller Statusgruppen sein. Eine solche beinhaltet eine inhaltliche Mitarbeit an den kommenden Veränderungen, einen regelmäßigen Informationsausstausch und Diskussionstreffen der betroffenen Statusgruppen untereinander und miteinander.

Der Studierendenrat wurde nicht über die am Freitag stattgefundene Vollversammlung informiert. Wir hätten uns gewünscht, dass auch der Studierendenrat zu der Versammlung eingeladen worden wäre.

 

3. International anerkannte Sprachzertifikate bieten ein gutes Zusatzangebot für Studierende, insbesondere mit Blick auf spätere Tätigkeiten. Der Erwerb dieser doch oft sehr teuren Zertifikate muss allerdings den einzelnen Personen freigestellt sein. Nur so kann gesichert werden, dass alle Studierende weiterhin an den Kursen des ZSL teilnehmen können, ohne finanziell zu stark belastet zu werden.

Da die Sprachkurse dem Europäischen Referenzrahmen bereits größtenteils entsprechen, erschließt sich uns die Notwendigkeit weitreichender Anpassungen der Kurse an die angestrebten Zertifikate nicht. Diese sollten bereits mit dem heute angeboteten Wissen abzulegen sein.

 

4. Schon im Sommersemester 2018 gab es eine deutliche Erhöhung der Teilnehmergebühr um 30 Euro von 80 auf 110 Euro pro Kurs. Auf keinen Fall dürfen die Gebühren noch weiter steigen, da sonst unserer Einschätzung nach mit einem weiteren Rückgang der Studierendenzahlen, die Sprachkurse am ZSL belegen, zu rechnen ist.

Der Rückgang von 18% Studierenden in den Sprachkursen nach dieser Gebührenerhöhung zeigt, dass eine weitere Erhöhung von einer großen Anzahl Studierenden nicht getragen werden kann. Von einer solchen Erhöhung ist leider bei allen außer den optimistischsten Szenarien auszugehen. Die Zielgruppe der Kurse sollte nicht auf wohlhabende Studis und solche, die einen Sprachnachweis für ihren Abschluss brauchen, reduziert werden. Die Sprachangebote sollten in erster Linie von einer großen Zahl an Studierenden wahrgenommen werden können, bevor teure Modernisierungen und kleinere Kurse angestrebt werden. Letzteres durch die Erhöhung der Gebühren zu erreichen, ist nicht vertretbar. Die Verringerung der Anzahl der Studierenden, die an Sprachkursen teilnehmen, kann nicht im Interesse der Universität liegen, da sie möglichst vielen Studierenden die Teilnahme an den Kursen ermöglichen sollte und sogar anstreben muss: Die Sprachkurse ermöglichen nämlich Kontakt zu Menschen anderen kulturellen und fachlichen Hintergrunds und zu anderen Kulturen. Schon jetzt sind die Kurse Begegnungsorte für Studierende unterschiedlichster Fachrichtungen und sollen das auch bleiben.

 

5. Herr Loureda spricht davon, dass das Sprachlabor “wettbewerbsfähig” sein soll. Wir finden: Das Sprachlabor soll gut sein und den Interessen der Studierenden dienen. Ferner hoffen wir, dass Studierende nicht im Wettbewerb miteinander stehen müssen, wenn sie Sprachkurse besuchen sollen – die sollten in ausreichender Anzahl zur Verfügung stehen.

 

6. Außerdem spricht Herr Loureda an, dass mehr externe Projekte und Forschung betrieben werden sollten. Das Sprachlabor ist in unseren Augen in erster Linie dazu da, Studierenden zu ermöglichen, Fremdsprachen zu lernen. Uns ist unklar, weshalb, worin und in Anschluss an welche Institute hier geforscht werden soll.

Wir befürworten es, dass die Uni ihren Aufgaben nachkommt, indem sie für Studierende und Mitarbeiter*innen Sprachkurse anbietet, und wir schätzen es, dass diese Kurse auf einem höheren Niveau stattfinden als bei anderen Anbieter*innen. Insofern stellen wir uns die Frage (und haben darauf bisher keine Antwort gefunden), weshalb externe Projekte am ZSL stattfinden sollen, welche externen Projekte dort angesiedelt werden sein und wem sie zum Vorteil gereichen.

 

7. Wir fragen uns auch, was gemeint ist, wenn von mehr Mitarbeiter*innen im neuen Sprachzentrum die Rede ist. Gibt es dann mehr Beschäftigte für die Sprachkurse – oder werden erst einmal Verwaltungsstellen für die Geschäftsführung und Stellen für andere Bereiche des Kompetenzzentrums geschaffen? Wenn neue Stellen geschaffen werden, müssen sie der Lehre zugute kommen, es muss also mehr Dozierende für die Sprachkurse geben. Außerdem würden wir es begrüßen, wenn mehr feste Stellen für Dozierende geschaffen würden, damit mehr Kontinuität geschaffen wird und die Heidelberger Studierenden von der dann langjährigen Erfahrung der Dozierenden profitieren können.

 

8. Bleiben Veranstaltungen wie die Sprecherziehung, die auch am ZSL angesiedelt sind, nach wie vor gebührenfrei?

Eine Reihe von Veranstaltungen, wie etwa die Sprecherziehung, sind zwar am ZSL angesiedelt, sind aber nicht von Gebühren betroffen. Wir fürchten, dass solche Angebote ebenfalls gebührenpflichtig werden und daher früher oder später sogar ganz wegfallen. Auch Sprachkurse der Altphilologie, sowie anderer Fächer, werden momentan an den Instituten angeboten, könnten aber bald ebenfalls kostenpflichtig im neuen Kompetenzzentrum gebündelt werden. Ebenso waren bislang einige Angebote der Career Services kostenfrei. Es muss sichergestellt werden, dass dieses Wissen in Zukunft weiterhin für alle Studierenden zugänglich bleibt. Gerade an einer Volluniversität müssen Studierende Kurse anderer Fächer belegen können, um ihren Horizont zu erweitern und sich “für die Welt zu wappnen”  – und das, ohne dafür Gebühren zu zahlen.

 

9. Bevor man ein neues Konzept diskutiert, sollte zumindest evaluiert werden, was bisher nicht gut läuft und inwiefern das neue Konzept an diesen Mängeln ansetzt. Um die Sprachkurse gezielt zu verbessern, sollten regelmäßig Evaluationen durchgeführt werden, da diese einen repräsentativen Eindruck der Veranstaltungen vermitteln. Desweiteren sollte auf solche Befragungen zurückgegriffen werden, um zu ermitteln, welche allgemeinen Punkte den Studierenden bei der Fremdsprachenausbildung tatsächlich wichtig sind, zum Beispiel, wenn es um Onlineangebote oder offizielle Sprachzertifikate geht. Die in der vorlesungfreien Zeit durchgeführte Befragung hat nur einen Bruchteil der Studierenden erreicht, außerdem wurden die Ergebnisse nicht veröffentlicht.

 

10. Insgesamt möchten wir betonen, dass wir es in Anbetracht der Bedeutung, die das ZSL für die Studierenden und die Mitarbeiter*innen der Universität hat, für sehr wichtig halten, alle beteiligten Akteur*innen auf Augenhöhe einzubinden. Es muss eine breite Öffentlichkeit und ein Diskussionraum geschaffen werden, damit alle ihre Erfahrungen einbringen können und alle diese Umstrukturierung gemeinsam tragen. Einerseits gewinnt der Prozess dadurch an Legitimität und die Mitarbeiter*innen des ZSL werden so motiviert, weiterhin so guten Sprachunterricht zu halten und sich im neuen Zentrum zu engagieren, andererseits wird die Umstrukturierung so vom Wissen und den Erfahrungen all dieser Akteur*innen profitieren, was einem guten Ergebnis des Prozesses zuträglich ist.

 

Heidelberg, 3.12.2018