Lesestoff: Unsere Ersti-Begrüßungsrede im Wortlaut

“Schließt euch unserer Bande an und lasst uns Großes bewirken!” Mit diesen Worten hat die VS-Außenreferentin am Montag alle neuen Studienanfänger*innen an der Universität Heidelberg begrüßt. Ihr konntet nicht dabei sein? Kein Problem! Hier findet ihr die gesamte Rede im Wortlaut:


Liebe Kommilitoninnen und Kommilitonen,

liebe Anwesende,

mein Name ist Henrike, ich bin Außenreferentin des Studierendenrats – StuRa –, der das zentrale Organ der Verfassten Studierendenschaft ist, und möchte euch heute gerne im Namen des StuRa begrüßen.

Auch wenn ihr es vielleicht noch nicht wisst: Ihr seid bereits alle Teil der Verfassten Studierendenschaft – VS – und wir vertreten euch und eure Interessen seit der Immatrikulation ganz offiziell. Die meisten von euch haben in der vergangenen Woche vermutlich an Einführungsveranstaltungen ihrer jeweiligen Fachschaft teilgenommen und dort bereits viele Kommiliton*innen und künftige Freund*innen kennengelernt. Die Fachschaften bilden sozusagen das Rückgrat der Verfassten Studierendenschaft. Die VS, meist in Gestalt der Fachschaft, ist eure zentrale Ansprechpartnerin, wenn ihr euer eigenes Studium und das eurer Kommiliton*innen mitgestalten wollt. Die Fachschaften sind es auch, die den Großteil der Mitglieder des Studierendenrats stellen.

Jetzt habe ich schon mehrmals vom StuRa gesprochen, aber was ist dieser StuRa eigentlich? Der StuRa ist quasi das Parlament der Studierenden. Er besteht zu einem Teil aus Vertreter*innen der einzelnen Fachschaften und zum anderen Teil aus gewählten Vertreter*innen der verschiedenen Hochschulgruppen. Die Hochschulgruppen sind vergleichbar mit politischen Parteien und stehen diesen mitunter auch nahe. Im StuRa werden Belange der Studierenden diskutiert und demokratisch entschieden.

Ob es nun um die finanzielle Unterstützung einzelner studentischer Initiativen geht oder um Positionierungen der Studierendenschaft innerhalb der Universität oder gegenüber der Stadt – wir sind da, um euren – also unseren – Bedürfnissen eine Stimme zu verleihen. Eine Stimme, die umso hörbarer und umso überzeugender wird, je mehr von uns sich einbringen. Also bringt euch ein!

Der Studierendenrat ist ein politisch unabhängiges Organ und ausschließlich den Studierenden – also euch – Rechenschaft schuldig. Da der StuRa selbst vor allem legislative Aufgaben erfüllt, benötigt er auch ausführende Organe an seiner Seite.

Dafür hat der StuRa Arbeitskreise und Arbeitsgruppen, an denen alle Interessierten teilnehmen können; außerdem wählt der StuRa bis zu vier Studierende in Referate, die quasi wie Ministerien sind.

Zu den 15 Referaten gehören etwa die Referate für Kultur, Internationale Studierende und Politische Bildung und die Referate koordinieren auch die Arbeit der Arbeitskreise, zum Beispiel des AK Lehramt oder des AK Rechtsberatung. Die Vielfältigkeit unserer Referate wird ergänzt durch unsere 4 autonomen – also unabhängigen Referate – wie dem Gesundheitsreferat, das sich für körperlich und psychisch beeinträchtigte Kommiliton*innen einsetzt, oder dem Queerreferat, das sich beispielsweise für sexuelle Selbstbestimmung einsetzt. Die gewählten Referent*innen sind eure Ansprechpartner*innen, wenn ihr Fragen in ihrem Aufgabenbereich habt oder dort aktiv werden wollt.

Wie ihr euch vorstellen könnt, benötigen wir eine finanzielle Grundlage, um unsere eigenen Projekte und diejenigen von studentischen Gruppen zu finanzieren und umzusetzen.

Hierzu leistet ihr bereits seit eurer Einschreibung alle einen Beitrag. Den meisten von euch ist das vermutlich gar nicht bewusst, aber ihr habt uns in Form eures Semesterbeitrags bereits Geld zukommen lassen. 7,50€ bezahlen wir 30.000 Studierenden pro Semester an die Verfasste Studierendenschaft. Ein Teil dieses Geldes geht direkt an eure Fachschaften. So konnten sie eure Erstiveranstaltungen mit warmem Erpel, Erstifrühstück und vielem mehr finanzieren.

Falls ihr in der vergangenen Woche Spaß hattet, würden wir und eure Fachschaften sich freuen, wenn ihr in Zukunft das studentische Leben gemeinsam mit uns gestalten würdet. Und falls ihr das alles total blöd fandet und es für absolute Geldverschwendung haltet – auch gut – in diesem Falle solltet ihr euch noch viel dringender einbringen. Die Fachschaften sind zwar für die meisten Studierenden der erste Anlaufpunkt, aber bei weitem nicht der einzige. Auch über das Engagement in den bereits erwähnten Hochschulgruppen, Referaten oder AKs könnt ihr über das Einzelfach hinaus an der studentischen Entscheidungsfindung mitwirken.

Aber jetzt mal ganz konkret: Was machen wir eigentlich so für euch? Der StuRa hat neue Konditionen rund um das Semesterticket ausgehandelt, sodass ihr mit eurem Studierendenausweis am Wochenende umsonst bis nach Mannheim fahren könnt. Und auch für diejenigen, die nicht so gerne Bahn fahren und denen das Fahrrad geklaut wurde, haben wir schon (ein) Nextbike. Das sind diese blauen Fahrräder, die hier überall in der Stadt rumstehen und die ihr die erste halbe Stunde kostenlos nutzen könnt. Aber nicht nur in puncto Mobilität, sondern auch Studierbarkeit lässt sich durch studentisches Engagement viel erreichen. So setzen wir uns dafür ein, dass die Bibliotheken über die von der Universität finanzierten Öffnungszeiten hinaus genutzt werden können. Auch berufstätige Studierende können so später am Abend noch Bücher ausleihen oder in Ruhe lernen. Natürlich kommen wir mit den verlängerten Öffnungszeiten auch eurem immer unregelmäßiger werdenden Schlafrhythmus entgegen – und glaubt mir, das wird passieren.

Wir setzen uns auch für Fragen der Gleichstellung ein. So wollen und müssen wir uns auch für Seh- und Geh-Beeinträchtige  einsetzen, da die Anliegen dieser Kommiliton*innen – auch und gerade von offizieller Seite – leider viel zu häufig außer Acht gelassen werden – oder hat jemand von euch hier auf dem Campus zufällig schon irgendwas in Blindenschrift entdeckt?

Mich haben solche Beobachtungen von Ungerechtigkeiten dazu gebracht, mich hochschulpolitisch im StuRa zu engagieren. Ich will nicht akzeptieren, dass sehbeeinträchtigte Kommiliton*innen alleine mit solchen Problemen zu kämpfen haben, sondern ich will, dass wir daran gemeinsam etwas ändern.

Ihr habt das Glück, an einer Volluniversität mit 30.000 anderen Studierenden und einem breiten Fächerangebot zu studieren. Manche von euch sind womöglich die ersten in ihrer Familie, die sich in dieses unbekannte Feld begeben. Nutzt die Chancen, die euch geboten werden! Probiert euch aus! Besucht Veranstaltungen anderer Fächer, die euch interessieren, denn das dürft ihr. Werft einen Blick über den Tellerrand eurer eigenen Disziplin und nutzt die Freiräume, die ihr an der Uni habt! Dazu gehört es auch, die Freiheit der eigenen Disziplin auszuloten, indem ihr das, was ihr lernt, kritisch hinterfragt und mit euren Kommiliton*innen und Dozent*innen diskutiert. Nehmt euch außerdem den Freiraum, euch zu fragen, ob euch euer Studiengang, den ihr jetzt beginnt, erfüllt oder ob ihr einen anderen Weg einschlagen wollt. Lasst euch auf neue Fragen und Sichtweisen ein. Nehmt auch mal eine andere Abzweigung! Und lasst euch durch die „Regelstudienzeit“ nicht unter Druck setzen. Die Regelstudienzeit ist nämlich nicht die Regel, sondern nur etwa 40 % der Studierenden halten sie ein.

Wie erkennt ihr diese Möglichkeiten und wie erschließt ihr Freiräume am besten? Bildet Banden! Lernt neue Leute kennen und schließt Freundschaften, die nicht nur die nächsten Semester halten, sondern die das Studium überdauern. Ihr werdet gemeinsam für das Latinum büffeln, Zettel rechnen, an der Neckarwiese grillen und euch wieder auf neue Abenteuer einlassen. Unterstützt euch gegenseitig, hinterfragt gemeinsam, werdet politisch aktiv.

Übrigens bilden auch wir als eure Interessensvertretung Banden und zwar mit anderen Verfassten Studierendenschaften sowohl auf Landesebene als auch auf Bundesebene, im fzs, dem freien zusammenschluss von student*innenschaften. Das hat zum Beispiel bewirkt, dass das BAföG ab diesem Wintersemester um ca. 100 Euro gestiegen ist.

Nutzt die Freiräume, zu denen BAföG und Stipendien beitragen: Belegt Sprachkurse und geht ins Ausland, zum Beispiel über ERASMUS. Dort könnt ihr, das kann ich aus meiner eigenen Erfahrung in Bologna sagen, viele wertvolle Erfahrungen sammeln.

In diesem Sinne: Schließt euch unserer Bande an und lasst uns Großes bewirken! Die nächste Gelegenheit dafür ist die Demonstration zum Thema Hochschulfinanzierung, die am 30.10. stattfindet! Im Namen des Studierendenrats wünsche ich euch einen gelungenen Start in euer erstes Semester!


Ihr seid angefixt und wollt gleich aktiv werden? Großartig! Hier und hier erfahrt ihr mehr und findet hier auch eine Liste über alle Ämter, die aktuell un- und unterbesetzt sind.

Ihr seid neu an der Universität Heidelberg und auf der Suche nach informativem Lesestoff? Guten Gewissens können wir die Erstsemester-Sonderausgabe des ruprecht empfehlen (wobei uns Seite 7 sowie 16 natürlich ganz besonders gut gefallen). Hier findet ihr außerdem eine Sammlung mit Tipps und Infos zum Studienbeginn, die wir für euch zusammengetragen haben.